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Ausflug ins Absurde

ÜBER "DER RUBIN IN DER LAGUNE"



Storycode: W OS 343-02
Originaltitel: The Ruby Eye of Homar-Guy-Am
Deutscher Titel: Der Karfunkelstein / Der Rubin in der Lagune
Seitenanzahl: 16 (4-reihig)
Autor: Don Christensen
Zeichner: Paul Murry
Erstveröffentlichung: August 1951
Deutsche Veröffentlichungen: Micky Maus 30-34/1960,
Micky Maus präsentiert 24, Hall of Fame 5

Die meisten Geschichten, die bei unserem Comic des Monats vorgestellt werden, sind Abenteuer- oder Detektiv-Geschichten. Gerade der amerikanische Zeichner Paul Murry galt als jemand, der zwar nicht besonders humorvolle, dafür aber spannende Geschichten mit Micky Maus zu Papier brachte. Auch seine Geschichte "Der Rubin in der Lagune" ließe sich eigentlich dem Abenteuer-Genre zuordnen. Das Werk aus dem Jahre 1951 unterscheidet sich aber insofern von den allermeisten anderen Murry-Geschichten, dass es quasi ausschließlich auf das Humorzentrum des Lesers abzielt.



Zunächst nun mal aber der Inhalt, knapp zusammengefasst: Micky und Goofy schippern mit einem kleinen Boot in einer Lagune umher und entdecken auf dem Meeresgrund einen roten Rubin. Unglücklicherweise ist auch Kater Karlo zufällig in der Gegend und bekommt Wind von dem kostbaren Fund. Um ihnen den Rubin abzuluchsen, nutzt Karlo Goofys Schwäche für Meerjungfrauen aus, indem er sich als ebensolche verkleidet. Micky jedoch durchschaut das perverse Vorhaben seines Erzrivalen und kann Karlo enttarnen. Beide Parteien werden jedoch von einem Orkan überrascht, in welchen sie schließlich geraten - was sie aber ganz und gar nicht davon abhält, sich weiter um den Rubin zu zanken...

Klingt reichlich absurd – und das ist es auch! Spätestens, wenn sich Kater Karlo als Meerjungfrau verkleidet, wird dem Leser klar, dass die Geschichte weder ernst genommen werden kann, noch ernst genommen werden soll. Das ist jedoch alles andere als ein Nachteil, sondern tut dem Maus-Universum nur gut. Schließlich müssen Comics nicht zwingend realitätsnah sein, sondern können die Logik auch mal beiseite legen und mit dem Zufall spielen (vor allem Letzteres zeichnete schließlich auch die zeitgleich erschienenen Donald-Zehnseiter von Carl Barks aus).

Übersetzer Michael Nagula lässt Goofy die vermeintliche Meerjungfrau sogar Siezen
Genau das wird in "Der Rubin in der Lagune" gemacht, hier haben wir eine Geschichte, welche keinerlei Relevanz beansprucht, sondern einfach nur Spaß machen will – und das gelingt ihr hervorragend! Ein abstruser Gag folgt auf den nächsten, wobei die Absurdität natürlich in dem Wirbelsturm gipfelt, in welchem sich eine herrlich irrwitzige Materialschlacht entwickelt.

Für den trashigen Charme der Geschichte sorgt vor allem Goofy, welcher in dieser Geschichte als totaler Tollpatsch dargestellt wird. Im Gegensatz zu einigen anderen Maus-Geschichten, in denen Goofy diese Rolle einnimmt, ist er jedoch keine Nervensäge, sondern bringt tatsächlich Humor in die Geschichte ein. Diese sympathische Naivität Goofys, die sich vor allem in seiner Vernarrtheit in Meerjungfrauen widerspiegelt, wird von Micky toleriert bzw. sogar als selbstverständlich angenommen - zumal auch Micky selbst nicht unbedingt einen übermäßig hellen Eindruck macht... und auch Karlo ist alles andere als ein ernsthafter Gegner. Aber: Das spielt in dieser Story absolut keine Rolle, die Figuren sind hier ausschließlich dem absurden Szenario untergeordnet. Und dieses Konzept geht voll auf, sodass die Geschichte trotz der 60 Jahre, die sie nun schon auf dem Buckel trägt, kein Stück an Humor eingebüßt hat.

Autor der Geschichte ist Don Christensen, der in den 50ern und 60ern etwa 175 Geschichten schrieb, welche vornehmlich von Bradbury, Strobl oder eben Murry zeichnerisch umgesetzt wurden. "Der Rubin in der Lagune" war die erste Zusammenarbeit von Christensen und Murry – 37 weitere sollten noch folgen.

So ein Pech...
Für Paul Murry selbst war es einer der ersten längeren Geschichten, die er mit Micky gezeichnet hatte. Das macht sich jedoch kaum bemerkbar, Murrys Zeichnungen wirken bereits zu diesem Zeitpunkt erstaunlich ausgereift.

In Deutschland wurde die Geschichte 1960 in der Micky Maus unter dem Titel "Der Karfunkelstein" erstveröffentlicht. Bemerkenswert ist dabei, dass der Comic als Beilage auf fünf Hefte verteilt erschienen ist – für eine Gag-Geschichte mit 16 Seiten eher unvorteilhaft. Erst 1998 wurde sie anlässlich von Mickys 70. Geburtstag in Micky Maus präsentiert 24 nachgedruckt. 2005 folgte schließlich der völlig verdiente Einzug in den "Hall of Fame"-Band über Paul Murry. Für Fans ist dieser Klassiker also zum Glück relativ leicht erhältlich. Es lohnt sich!

Von 313er (Februar 2012)

Zuletzt aktualisiert: 01.05.2023, 14:49
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