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Das Blatt, das kein Blatt vor den Mund nimmt

ÜBER "MICKY MAUS ALS JOURNALIST"


Zwischen Micky und Karlo geht's mitunter ruppig zu...

Storycode: YM 026
Originaltitel: Editor-in-grief
Deutsche Titel: Micky Maus als Journalist / Micky, Goofy und Donald als Journalisten / Journalisten haben's schwer
Stripanzahl: 78
Autoren: Floyd Gottfredson (Plot) und Ted Osborne (Skript)
Zeichner: Floyd Gottfredson (Bleistift) und Ted Thwaites (Tusche)
Erstveröffentlichung: 4. März 1935 – 1. Juni 1935
Deutsche Veröffentlichungen: Ich Micky Maus 1, Mickys Klassiker 7, Die großen Klassiker 8, Micky Maus Super Sommer Spaß 1

Manche Sachen können so viele Jahre auf dem Buckel haben wie sie wollen – sie wirken trotzdem nicht verstaubt. Das gilt auch für den Gottfredson-Klassiker "Editor-in-grief", der vor genau 75 Jahren in den amerikanischen Tageszeitungen erschienen ist. Grund genug, sich endlich mal genauer mit diesem Glanzstück Gottfredsons auseinanderzusetzen...

Die Geschichte beginnt damit, dass sich Micky Maus spontan dazu entschließt, einen Verlag zu kaufen, welcher die Tageszeitung "Mauskurier" publiziert. Rasch gelingt es ihm unter Mithilfe von Minni, Goofy, Rudi, Klarabella und schließlich auch Donald die Zeitung unters Volk zu bringen. Doch es dauert nicht lange, bis sich erste Probleme einstellen: Eine Verbrecherbande bedroht die Pressefreiheit in der Stadt und wird auch schnell auf den Mauskurier aufmerksam. Da Micky sich jedoch nicht so schnell unterkriegen lässt, macht er nicht wenig später Bekanntschaft mit dem Boss der Bande, welcher sich – wer hätte es gedacht? – als Erzfeind Kater Karlo entpuppt. Es entwickelt sich eine spannende Geschichte, in der Micky nicht nur gegen Karlo kämpft, sondern auch ein Skandal in der Stadtverwaltung aufdecken kann...


...und auch Goofy ist nicht so zimperlich...

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Protagonisten der Geschichten: Wie in vielen anderen Werken Gottfredsons wird auch hier vor allem der Mut und die Kühnheit in Mickys Charakter hervorgehoben. Schon der Kauf des Verlages zeigt, dass Gottfredsons Micky die Herausforderung sucht und sich mit Selbstbewusstsein in den Kampf gegen die Korruption stürzt. Es ist also vor allem die Risikobereitschaft, die Micky hier auszeichnet, gepaart allerdings mit seiner typischen Cleverness, die ihn letztendlich gegenüber Karlo zum Sieger macht. Gottfredson beweist also mal wieder, dass es durchaus einen Micky geben kann, der draufgängerisch, sympathisch und intelligent zugleich ist.
Goofy erweist sich in der Geschichte nicht nur als guter Sidekick, der für Humor zuständig ist, sondern nimmt aktiv an der Handlung teil und rettet Micky sogar das Leben (siehe Bild oben). Donald fällt dagegen als Zeitungsjunge lediglich eine Nebenrolle zu. Deshalb kann man auch nur schwerlich von dem klassischen Dreigestirn Micky-Donald-Goofy sprechen wie es in einigen Cartoons oder auch der späteren Geschichte "Das Haus der sieben Geister" der Fall war.

Doch das ändert auch nichts an der Tatsache, dass Floyd Gottfredson gemeinsam mit Ted Osborne und Ted Thwaites ein wahres Meisterwerk vollbracht hat. "Micky Maus als Journalist" ist nicht nur jederzeit spannend, sondern kann mit so manchem Gag am Rande auch in Sachen Humor punkten. Es ist natürlich auch Gottfredsons zeichnerischer Leistung zu verdanken, dass die Geschichte sehr temporeich, lebhaft und zu keinem Zeitpunkt langweilig ist. Insbesondere die Action-Szenen in Karlos Büro können überzeugen und bilden sicherlich den Höhepunkt der Geschichte. Der Schluss rundet die Handlung sinnvoll ab, wirkt aber ein bisschen zu sehr wie ein Bilderbuch-Ende. Falls man mit dem Strip-Rhythmus und dem teilweise noch ungewohnten Erscheinungsbild der Figuren zurechtkommt, wird man aber an dieser Geschichte nicht viel mehr zu mäkeln finden.
Spannend, witzig, atmosphärisch - ein Muss für jeden Maus- und Gottfredson-Fan!


Cavazzanos Sequel macht sich übrigens auch über den damaligen Kleidungsstil der Figuren lustig...

Übrigens: Eine sehr interessante Geschichte, die sich auf "Micky Maus als Journalist" bezieht, ist "Wie in alten Zeiten" (LTB Spezial 16), geschrieben und gezeichnet von Giorgio Cavazzano. Micky, Goofy, Donald und die anderen spielen hier diese Geschichte selbst nach, weil ein Regisseur einen Film darüber drehen will. Die Geschichte zentriert sich jedoch eher auf Donald, der mit seiner kleinen Rolle im Drehbuch nicht zufrieden ist. Dennoch ist auch dieses Werk von Cavazzano sehr empfehlenswert, vor allem wenn man es direkt mit der Journalisten-Geschichte vergleicht.

Von 313er (März 2010)

Zuletzt aktualisiert: 01.05.2023, 15:13
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