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Vive la Révolution!

ÜBER "DIE GEFÜRCHTETSTE KLINGE DES LANDES"



Der letzte Schrei von Paris

Storycode: I TL 1739-AP
Originaltitel: Topomouche, storia di amori e di spada
Deutscher Titel: Die gefürchtetste Klinge des Landes
Seitenanzahl: 63 (3-reihig)
Autor: Bruno Concina
Zeichner: Giorgio Cavazzano
Erstveröffentlichung: 26. März 1989 (Italien, Topolino 1739 + 1740)
Deutsche Veröffentlichungen:Lustiges Taschenbuch 143, Lustiges Taschenbuch Spezial 4, Super Lese-Spaß 3

Immer wieder begeistern den Leser von Disney-Comics Parodien von allerlei klassischen Geschichten, die er bereits kennt – oder eben nicht. Dieses Genre, das weiß nicht nur der Experte, hat schon so manche Comics hervorgebracht, die an Atmosphäre, Spannung oder Charme nur schwer zu übertreffen sind. Jedoch haben die allermeisten dieser sogenannten Literaturadaptionen eines gemeinsam: Sie behandeln ein Werk, das international bekannt ist: Titel wie etwa "Ilias" von Homer, "Die Elenden" von Hugo oder "Die Verwandlung" von Kafka wurden bereits parodiert.
Bei der vorliegenden Geschichte ist dies allerdings nicht der Fall: Der Name Rafael Sabatini dürfte wohl nicht jedem ein Begriff sein – höchstens in Italien, dem Ursprungsland des vorliegenden Comics und auch dessen Vorlage. Dessen ungeachtet nahm sich der Silvester letzten Jahres verstorbene Venezianer Bruno Concina der Novelle an; zeichnerisch wurde sie ebenfalls von einem Sohn der Lagunenstadt umgesetzt - Giorgio Cavazzano.


Die Flucht ergriffen
Die Handlung der Mantel-und-Degen-Geschichte setzt im Frankreich des Jahres 1788 ein und damit ein Jahr vor dem Beginn der Französischen Revolution. Der Adelige, Minister und Markgraf Charlot – im Fechtsport bisher unbezwungen – wird gerade dabei gestört, sich mit seinen Untertanen zu duellieren und dabei jedem Einzelnen die Hosenträger durchzutrennen, da Frankreichs Königin Troudi ihn zu sich beordert. Diese zeigt sich empört über einen gewissen Brutus, auch Goofus genannt, der es schafft, in die königlichen Gemächer einzudringen und der Königin Drohbriefe zukommen zu lassen, in denen er eine Revolution ankündigt. Sofort macht sich der Marquis auf den Weg zum Landsitz des Grafen Mickelin, dem Protagonisten der Geschichte, wo der Revoluzzer vermutet wird. An der Villa angekommen, geht es ganz schnell: Goofus wird vom Minister gestellt, während Mickelin die Flucht gelingt. Dieser stößt bei seiner Flucht auf Mickymouche, einen berühmten Schauspieler und Patrioten, der den Grafen kurzerhand in seine Schauspielgruppe aufnimmt. Durch einige Tricks und die Ähnlichkeit zwischen den beiden gelingt es, den gesuchten Mickelin vor den Soldaten zu verbergen. Mickymouche, der gute Beziehungen hat, ermöglicht dem Grafen Mickelin, Fechtstunden beim großen Florettan zu nehmen, dem Lehrmeister des Marquis Charlot, dem besten Fechter Frankreichs!
So beginnt ein Doppelleben: Tagsüber muss der Graf schauspielern, im Schutze der Nacht schleicht er sich ins Anwesen des Charlot und erlernt das Fechten gewissermaßen in der Höhle des Löwen. Es dauert jedoch nicht lange, bis Charlot dies bemerkt und den im Fechten noch schwachen Mickelin, gerade eifrig bei der Übung mit dem Florett, erwischt und ihn zum Duell herausfordert...

Trotz der immerhin 63 Seiten und dem Abenteuer-Genre, unter welches die vorliegende Geschichte wohl fällt, erkennt man doch klar, dass Autor Bruno Concina weniger auf die Spannung als vielmehr auf den Witz und ganz besonders auf die Porträtierung seiner Hauptfigur Wert gelegt hat. Erfüllt Mickelin am Anfang noch das Klischee eines adeligen Junggesellen, der sich nicht um die Politik schert, der eher leichtsinnig als mutig seinen Freund Goofus vor der Festnahme beschützen will - was dem typischen Bild des uns bekannten Nachfahren Mickelins in keinster Weise ähnlich sieht - zeigt er im Laufe der Geschichte immer mehr Eigenschaften eines echten Helden, der ein Talent für das Fechten und das Theaterspiel besitzt und unter hohem Aufwand beides trainiert, um eines Tages seinen Freund retten zu können. So wird er vom Adeligen zum Revolutionär und ist damit wohl der Inbegriff eines Helden der Französischen Revolution, wenn er auch bis zum Schluss seiner Leidenschaft für die Damenwelt treu bleibt.


Ertappt!

Doch muss man bemerken, dass diese Geschichte wohl kaum ohne die Zeichnungen von Giorgio Cavazzano zu einer Geschichte wurde, an die man sich beim Namen Bruno Concina am ehesten und wohl auch am liebsten erinnert. Cavazzano, in der Blüte seines Stils, unterstreicht die Verwandlung des Protagonisten durch seine Bilder ebenso wie Concina durch seine Worte: Anfangs noch leichtfertig, zuweilen sogar tänzelnd, gegen Ende aber mutig und selbstbewusst. Die dynamische Strichführung tritt bei den schnellen Gefechten mit dem Florett sehr deutlich hervor. Cavazzano verleiht dem statischen Bild die Fähigkeit, im Kopfe des Lesers zu einem bewegten Bild zu werden, sodass die Zeichnungen lebhaft, aktionsgeladen und glaubwürdig wirken.
Ferner seien die historischen Aspekte in der Geschichte betont: Die liebevoll gezeichneten Bilder der Gewänder des 18. Jahrhunderts und der prunkvollen Schlösser schaffen es, eine stimmungsgeladene und interessante Atmosphäre zu bilden, die exzellent mit dem Plot harmoniert.



Tolles Mantel-und-Degen-Abenteuer mit wunderschönen Zeichnungen!


Von Bertelchen (Juni 2011)

Zuletzt aktualisiert: 01.05.2023, 14:56
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