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Der Sandmann kommt...

ÜBER "SANDSTURM ÜBER ENTENHAUSEN"



Der Held: gewohnt nachdenklich und symphatisch dabei, selbst in den düstersten Ecken.
Storycode: I TL 2214-1
Originaltitel: Topolino e la frequenza Kappa
Deutscher Titel: Sandsturm über Entenhausen
Seitenanzahl: 40 (3-reihig)
Autor: Silvano Mezzavilla
Zeichner: Paolo Mottura
Erstveröffentlichung: 5. Mai 1998
Deutsche Veröffentlichung: Lustiges Taschenbuch 269, Lustiges Taschenbuch Spezial 33

Auch neue Geschichten haben das Zeug zum Klassiker - das hat das Duo Mezzavilla/Mottura (Betonung auf "Mottura") mit "Sandsturm über Entenhausen" eindrucksvoll bewiesen.

Ein plötzlicher Sturm fegt über Entenhausen. Micky bringt alles in Sicherheit, als ein heftiger Luftzug ihn im schalldichten Keller seiner Neffen einsperrt. Nachdem der Sturm sich wieder gelegt hat, kann er sich befreien. Doch nichts ist mehr, wie es war - plötzlich benehmen sich alle Entenhausener äußerst seltsam. Micky glaubt an eine Droge und versucht deren Ursprung in der Gelben Wüste zu suchen, aus deren Richtung der Wind kam. Bald entdeckt er den Verursacher des Chaos, aber da steht wieder viel mehr auf dem Spiel als nur die Aufklärung dieses mysteriösen Falles...

Es gibt zwei Dinge, die diese Geschichte besonders machen: Zum einen die Thematik, zum anderen das Artwork von Paolo Mottura.
Die Spannung wird vom zentralen Thema des Comics getragen: ein Sturm hat Sand in die Stadt geweht und die Bewohner geistig umnachtet. Schnell merkt man als Leser, dass es hier nicht einfach um einen x-beliebigen Kriminalfall geht, wo mögliche Lösungen schon errochen werden können. Hier hängt etwas nicht Greifbares in der Luft, es gibt absolut keine Erklärung für die Vorkommnisse. 20 bange Seiten lang wird man alleine gelassen, bekommt keine Informationen. Das macht "Suspense" aus, was schon Hitchcock beschrieben hat. Es ist die Abwesenheit von ausdrücklichen Bildern, wenn sich der Zuschauer, oder in diesem Fall der Leser, selber ausmalen muss, was passiert ist und passieren wird.
Natürlich hat Mezzavilla ein hervorragendes Skript geschaffen, aber erst in den Zeichnungen von Mottura wird die Atmosphäre auch greifbar, kommen die unbestimmten Gefühle der Gefahr richtig zum Ausdruck. Hätte ein Künstler mit einem gänzlich anderen Stil diese Geschichte umgesetzt, wäre wohl nicht viel dabei herausgekommen. Besonders intensiv ist schon die Eingangsszene. Sehr eindrücklich wird in wenigen, ausdrucksstarken Bildern der Sturm wiedergegeben. Dieses Gefühl kennt wohl jeder, wenn sich draußen die Bäume neigen. Man ist gebannt und erwartet etwas, irgendetwas, das kommen muss. Die ersten Seiten geben dieses Gefühl genau wieder und setzen den Leser erstmals unter Druck, die Spannung kommt in diesem Moment auf und das Künstler-Duo gibt sie nicht mehr aus den Händen.


Stimmungsvoll ist seine Leidenschaft - Micky, von Mottura in Szene gesetzt

Was natürlich auch zu der formidablen Leseerfahrung beiträgt, ist die Darstellung Mickys. Natürlich ist er der Held des Tages, aber allein schon die Tatsache, dass am Ende niemand von dem Unterfangen erfahren sollte, birgt keinen Lohn in sich - am allerwenigsten ein Bad in der Menge. Micky ist ernsthaft, aber nicht superseriös. Die längste Zeit weiß er selbst nicht genau, was gespielt wird, und später ist er auch auf den Professor angewiesen. Er nimmt das Steuer nicht eigenmächtig in die Hand, sondern muss versuchen, mit den Situationen fertig zu werden, die man ihm aufzwingt - er kann nur versuchen, sie in die gewünschte Richtung zu drängen, sodass sich alles gut entwickelt. Auch hier kann man wieder auf Mottura bauen, der Micky angemessen in Szene setzt.

Aber irgendwann im Verlaufe der Handlung muss er aktiv werden, da er der einzig verbliebene Mensch in der ganzen Stadt ist, der klar denken kann. Er macht sich auf in die Wüste, ein Meer aus Sand, von wo der Sturm kam. Irgendwo in ihr verborgen liegt der Ursprung des Unheils. Dabei entstehen Bilder von großartiger Schönheit. Manche wirken, als wären sie nicht auf diesem Planeten möglich, und es schleicht sich ein episches Gefühl ein, wie Micky mit Gasmaske den unwirtlichen, stillen Ort durchstreift. Gerade das sind die Szenen, die man am längsten im Kopf behalten wird.
Die nächsten Seiten sind dann wieder redseliger. Bis fast zum Schluss bleibt allerdings nicht klar, ob sich eine Wirkung einstellt und überhaupt etwas getan werden kann. Es kommt zu einem versöhnlichen Ende, dass eine erlösende Wirkung hat und ein Lächeln auf die Lippen vor Glück zeichnen mag.


Spannung und Atmosphäre in Reinform.

Fazit: "Sandsturm über Entenhausen" besticht durch eine intensive, beeindruckende und spannungsgeladene Atmosphäre, die nicht zuletzt durch das fantastische Artwork von Paolo Mottura entsteht.

Von Sir Damian McDuck (November 2011)

Zuletzt aktualisiert: 01.05.2023, 15:04
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